Ein Trüppchen abgerissener Gestalten näherte sich in vollem Galopp dem Familiensitz. Fünf an der Zahl waren es, ein jeder von ihnen wirkte abgerissen und in nicht all zu guter Verfassung, manche der Männer schienen mehr auf ihren Pferden zu hängen, denn zu sitzen. Die Gruppe verringerte ihre Geschwindigkeit erst, als sie durch das offene Tor preschte und im Zwinger zu stehen kam. Der Anführer der Truppe lies sich ungelenk von seiner Friesenstute gleiten. Sein Harnisch wirkte ramponiert, der Wappenrock war an einigen Stellen zerschnitten. Die Streitaxt, die der Mann noch immer in den Händen hielt, rundeten die unerfreuliche Erscheinung ab. Nur umso mehr, dass am Axtkopf etwas klebte, das eine erschreckende Ähnlichkeit mit einer Mischung aus getrockneten Blut und menschlichen Haar erinnerte. Zwei Burgwachen, die brav Dienst schoben, eilten herbei. 'Emt 'ir 'n 'Elm ab! Kam es erstickt unter dem Topfhelm hervor. Nachdem die beiden nicht wagten, dem Kerl mit der Axt nicht zu gehorchen, kam unter dem Helm das abgekämpft wirkende Gesicht von Orot von Hohenau zum Vorschein. Mit dem Axtkopf deutete er auf einen seiner Waffenknechte. Helft ihn vom Pferd. Und dann holt mir irgendjemanden, der sich mit Wundversorgung auskennt, am besten Hafelja sofern sie auf der Burg ist. Die Wachen hoben den arg lädierten Krieger vom Pferd und legten ihn auf das Pflaster, ehe sie in verschiedene Richtungen davoneilten, um irgendjemanden aufzutreiben, der zu helfen vermochte. Absitzen Männer! Erst jetzt glitten die vier anderen von ihren Pferden und versammelten sich um ihren verwundeten Kameraden. Orot kniete sich neben den Kopf des Gepanzerten und legte die Axt weg. Vorsichtig nahm er den Kerl den Helm ab. Ein junges Gesicht kam zum Vorschein, wohl kaum zwanzig Jahre alt. Die Augen wirkten glasig, das Gesicht vom Fieber stark gerötet, er schien kaum noch bei Bewusstsein. Bei Aristoteles... Ein Wunder, dass er nicht vom Pferd gefallen ist... Murmelte der alte Ritter zu sich selbst. Er griff nach seiner Hand und drückte sie, während er Ignaz, den Knecht zu seiner linken, anwies, den anderen Arm des Verwundeten anzuheben, sodass sie seine Achsel in Augenschein nehmen konnten. Orot besah sich die Wunde. Der Pfeil hatte die Kette, die die empfindliche Stelle schützte, gesprengt. Sie hatten sie notdürftig versorgt, mit gekochten Wein desinfiziert und irgendwie verbunden, aber an die Spitze waren sie nicht heran gekommen. Orot ging näher heran und roch an der Wunde... Zumindest Stank sie noch nicht... Naja, zumindest stank sie noch nicht so, wie Wunden riechen, die einem zügig ins jenseits führten. Wenigstens etwas. Er drückte weiterhin die Hand des Kriegers und flüsterte ihn Mut zu. Halt durch, Junge. Hilfe ist unterwegs. Ob diese allerdings noch nutzen würde, war fraglich.
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